Monatsarchiv für September 2004

Pongmechanik – Retrogame wechselt das Medium

Dienstag, den 28. September 2004

PongmechanikDie Digitalisierung und Virtualisierung schreitet voran. Viele Dinge, die man seither in ihrer gegenständlichen bzw. analogen Form kannte, kommen heute als virtuelle Dienste oder digitale Services daher.

Ein Beispiel für den umgekehrten Weg ist “Pongmechanik” – eine mechanische Version des Spieleklassikers “Pong”. Pong war das erste kommerzielle digitale Videospiel, bei dem ein virtuelles Tennismatch in stark vereinfachter Form von zwei Spielern auf dem Bildschirm ausgetragen werden konnte.

Bei Pongmechnik handelt es sich um einen mechanischen Nachbau des Videospiels. Die Mechanisierung geht soweit, dass sogar Klanghölzer eingesetzt werden, um die Geräusche des Spiels mechanisch nachzubilden.

Homepage von Pongmechanik: http://www.cyberniklas.de/pongmechanik/index.html
Artikel über die Vorläufer der Videospiele: The Dot Eaters
Artikel über die ersten Videospiele: http://www.bsro.tue.bw.schule.de/projekte/2002/keller_baechle/html/entstehung.htm

Geiselnahme in fiktiver Tagesschau schockt Zuschauer

Dienstag, den 28. September 2004

TagesschauMit einer täuschend echt nachgemachten Tagesschau-Sendung begab sich ein Kunststudent in Karlsruhe auf die Suche nach der Reaktion der Zuschauer. Diese blieb nicht aus, als die Geiselnahme der Tagesschau-Sprecherin vor laufender Kamera im TV einiger Karlsruher Kneipen zur gewohnten Sendezeit ausgestrahlt wurde. Gegen den Studenten und weitere Personen ermitteln nach zahlreichen Zuschauerbeschwerden nun Polizei und Staatsanwaltschaft.

Sein Professor, der die Arbeit als Videoexperiment im Rahmen des Vordiploms mit einer guten Note bewertete, kann den Rummel um den “handwerklich sehr ordentlichen” Beitrag nicht verstehen.
Allerdings war die öffentliche Vorführung wohl vorher nicht abgesprochen – das Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM), in dessen Räumen die Sendung unter anderem gezeigt wurde, distanziert sich von der Aktion.

Viele Zuschauer hielten die Bedrohung der Tagesschau-Sprecherin mit einer Waffe für echt, einige befürchteten gar einen Terroranschlag mit weiterreichenden Folgen.

Kaum auszudenken, was wohl passieren würde, wenn es Video-Piraten oder Medien-Hackern gelingen würde, eine echte Ausstrahlung derartigen Materials über reguläre TV-Sender an die Öffentlichkeit zu richten.

Bericht auf SPIEGEL Online: Professor verteidigt Geisel-Video
Bericht der Stuttgarter Nachrichten: “Tagesschau-Video” war Studien-Arbeit
Bericht in ka-news.de: Terroraktion im Kino ein “Film-Projekt”

Virtueller Fensterausblick

Dienstag, den 28. September 2004

Virtual WindowKreativer Umgang mit den Defiziten des eigenen Wohnraums führt mitunter zu skurilen Lösungen.

Das “Virtual Windows Projekt” führt die Bedeutung der Desktop-Metapher als Fenster zur Welt auf seine ursprüngliche Bedeutung zurück.

Hier geht es diesmal nicht um das bekannte Betriebssystem aus Redmond, sondern um den Versuch eines Studenten, den fehlenden Ausblick aus seinem Kellerappartement durch digitale Fensterbilder zu simulieren.

Handy erkennt Mundgeruch

Dienstag, den 28. September 2004

Siemens hat einen Geruchssensor entwickelt, der in ein Handy integriert werden kann. Damit ließen sich laut Hersteller zahlreiche neue Anwendungsfelder erschließen. Neben Anwendungen im Umweltschutz oder der Gesundheitsvorsorge bei der Überwachung von Asthmapatienten könne das Handy auch eingesetzt werden, um beim Telefonieren die Atemluft auf Mundgeruch zu untersuchen.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch die passende Übertragungstechnik mit Ausgabemöglichkeit, damit der Empfänger den Mundgeruch seines Gesprächspartners auch wirklich interaktiv wahrnehmen kann!

Demnächst also auch ein lukrativer Zubehör-Markt: Neben dem Herunterladen von Klingeltönen könnten Parfumhersteller herunterladbare Klingeldüfte anbieten.

:-)

Pressemeldung von Siemens: Wenn sogar Handys riechen können
Bericht auf silicon.de unter http://www.silicon.de/cpo/news-adn/detail.php?nr=16596
Bericht auf intern.de unter http://www.intern.de/news/6043.html

Klingelton statt Push-up – wenn die Brust auf’s Handy hört

Dienstag, den 28. September 2004

Pamela AndersonJapanerinnen melden erste Erfolge

Das hätte man Pamela Anderson mal vorher sagen sollen! Anstatt sich solange unters Messer zu legen, bis ihre Oberweite den Baywatch-Badeanzug überfüllt, hätte sie nur einfach ein Handy mit an den Strand nehmen müssen. Eingestellt auf den richtigen Klingelton, wäre die Brust nämlich dann jedes Mal ein Stückchen gewachsen, wenn wieder einer der Malibu-Schönlinge um Hilfe telefoniert hätte. Das zumindest verspricht der japanische Wissenschaftler Hideto Tomabechi.

Sein Spezialgebiet ist eigentlich das Heilen von ehemaligen Mitgliedern des japanischen AUM-Kults, die er einer “Gehirnwäsche” unterzieht. Sein Wissen auf diesem Gebiet nutzt Tomabechi jetzt als Geschäftsidee aus und bietet einen angeblich brustvergrößernden Klingelton fürs Handy an. Das Bimmeln sei eine Art “positive Gehirnwäsche”, die entsprechende Veränderungen im Körper auslösen sollten. “Die meisten denken, es sei eine Lüge, aber die Techniken dahinter sind bereits seit einiger Zeit bekannt und basieren auf meinen Forschungen in den achtziger und neunziger Jahren”, so Tomabechi.

Pro Download kostet der Klingelton umgerechnet 2,20 Euro. Die Japanerinnen sind auf alle Fälle begeistert, in der ersten Woche wurde der Ton rund 10.000 Mal heruntergeladen. Eine Userin berichtet bereits von einer Vergrößerung von 87 auf 89 Zentimeter. Tomabechi will jetzt auch Klingeltöne anbieten, die bei kahlen Männern Haare sprießen lassen. Von anderen Dingen ist keine Rede – noch nicht.

Virtuell gefälschte Briefmarken und die realen Folgen

Freitag, den 24. September 2004

Nach der Verwendung des Foto-Briefmarken-Services von Stamps.com für die Anfertigung von Briefmarken mit Portraits von unliebsamen Personen sind die Folgen für den Anbieter laut einem Reuters-Bericht schmerzlich spürbar. Der Aktienkurs des Unternehmens ist um mehr als 11 Prozent eingebrochen. Obwohl: Sind Aktien nicht letztlich auch nur virtuelle Werte?!


Der von SmokingGun.com vor wenigen Wochen veröffentlichte “Praxistest” der neuen Foto-Briefmarken scheint den Anbieter Stamps.com teuer zu stehen zu kommen (vgl.: “Stamps.com mit Milosevic-Briefmarken bloßgestellt”). Stamps.com, bekannt durch sein Angebot ausdruckbarer Briefmarken, testet mit Billigung des staatlichen US Postal Service die Einführung von individuell gestalteten Briefmarken (PhotoStamps). SmokingGun hat dieses Angebot getestet, bei der Online-Ablieferung der Vorlagen aber “unerwünschte” Fotos benutzt. Ein Foto beispielsweise des Una-Bombers sowie ein Bild des sperma-befleckten Kleides Monica Lewinsky. Dass dies möglich war, könnte jetzt die notwendige Zulassung durch den Postal Service gefährden. Und das wiederum hat den Kurs der Aktien des Unternehmens seither um über 11 Prozent einbrechen lassen.

Eine Blumenvase ist ein Lautsprecher

Donnerstag, den 16. September 2004

“Menschen und Pflanzen gefällt die Musik”

Blumen sind die besseren Lautsprecher, meint das japanische Elektronik-Unternehmen Lets. Die Firma hat eine Vase auf den Markt gebracht, die auf dem Boden einen Magnet und eine Drahtspule enthält. ‘Ka-on’ (Blumenklang) wird an einen CD-Spieler oder Fernseher angeschlossen und leitet die Klangvibrationen an die Pflanzen weiter.

“Die Blumen verteilen den Klang dann im ganzen Raum”, sagte Masumi Gotoh, Chef von Lets, der Nachrichtenagentur AP. Nicht nur den Menschen, auch den Pflanzen gefalle die Musik. “Die Blumen bleiben länger frisch und Ungeziefer bleibt fern”, so Gotoh.

Besonders gut funktioniere Ka-on mit Gerberas und Sonnenblumen. Die Klangvasen kosteten je nach Größe zwischen 5000 Yen (etwa 37 Euro) und 50.000 Yen. Das Unternehmen arbeite gerade an einem WLAN-Modell, hieß es.

Stamps.com mit Milosevic-Briefmarken bloßgestellt

Montag, den 13. September 2004

Stamps.comWie im August berichtet, hat Stamps.com sein Angebot ausgeweitet und bietet nun an, persönliche Erinnerungsfotos auf Briefmarken zu drucken. Dieses Angebot befindet sich derzeit noch in der Testphase durch den US Postal Service, der diese Briefmarken anerkennen muss. Der Test wurde aber von SmokingGun.com torpediert, einer Site, die in rechtlicher Hinsicht eher dem konservativen Lager der Falken zuzuordnen ist und beispielsweise regelmäßig über Straftäter und ihre Taten berichtet. SmokingGun hat mehrfach Bilder “unerwünschter” Menschen und Gegenstände bei Stamp.com elektronisch abgeliefert und entsprechende Briefmarken erhalten. Etwa von Slobodan Milosevic, Nicolae Ceaucescu, dem unter McCarthy wegen angeblicher Sowjet-Spionage hingerichteten Ehepaar Rosenberg, sowie dem befleckten Kleid der Monica Lewinsky.

Anstößige Kaubonbons

Montag, den 6. September 2004

Maoam KaubonbonsDer Online-Spiegel berichtet über einen Abi-Scherz dreier Schüler des Jesuitenkollegs zu St. Blasien. Die hatten dem Maoam-Hersteller Haribo einen entzürnten Brief geschickt und sich darin über die obszönen Darstellungen auf der Verpackung beschwert. Die Haribo-Verantwortlichen fielen auf den Ulk herein. Und die Ananova-Redakteure ebenfalls. Dort wird mit weniger Worten aber deutlicheren Bildern eine etwas andere Geschichte erzählt, wonach das “St Blasien Jesuit College near Bonn” selbst das Schreiben verfasst hat und auch zu seiner Empörung steht.

Gefunden auf intern.de unter http://www.intern.de/news/5980.html

Artikel auf Spiegel-Online: Tutti Frutti in Sankt Blasien
Bericht auf Ananova: Fruity sweet wrappers spark complaint

Ente treibt Intershop-Kurse in die Höhe

Montag, den 6. September 2004

Kursmanipulation im Internet – Privatanleger verurteilt

Weil er durch eine Falschmeldung im Internet den Kurs einer Aktie manipuliert hat, hat das Landgericht München einen Mann zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt. “Gerade in diesem sensiblen Milieu, wo alle unter Pseudonym auftreten, kann man nicht so leicht über Manipulationen durch Falschmeldungen hinwegsehen”, sagte die zuständige Richterin in der Urteilsbegründung.

Der Mann hatte unter einem Pseudonym am 18. Oktober 2002 auf der Finanzplattform Wallstreet-online.de eine frei erfundene Nachrichtenagenturmeldung veröffentlicht. Darin hatte geheißen, SAP habe 51 Prozent am angeschlagenen E-Commerce-Anbieter Intershop aus Jena übernommen. Kurz nach Erscheinen der Top-Neuigkeit, stieg der Kurs der Intershop-Aktie deutlich an.

Es ist keine Seltenheit, dass mit falschen Meldungen im Internet versucht wird, Börsenkurse zu beeinflussen. Bislang kamen die Verantwortlichen aber meist ungeschoren davon, da die Rückverfolgung solcher Meldungen oft schwer ist. Der Intershop-Fall ließ sich jedoch verhältnismäßig leicht zurückverfolgen, weil der Täter den Rechner an seinem Arbeitsplatz benutzt hatte.